irgendwann trifft es uns alle und uns trifft es jetzt. die gruppe mit dem namen 762-antifa existiert ab sofort nicht mehr. wir haben uns weder auseinandergelebt noch von unseren ideen entfernt. wir sehen uns mit sicherheit an der einen und anderen stelle wieder.

auf bald und eine schöne zukunft irgendwann,

762-antifa im oktober 2012

 

We only said good-bye with words

I go back to black

(Amy Winehouse 2006)

http://www.badnenndorf-blockieren.mobi/

BREAK ISOLATION „Refugee’s Rights Right Here, Right Now !“ Sa., 23 Juni 2012, 12.30 Uhr


Samstag, 2.6.2012 
| 14.30 Uhr | 
Marktplatz Eisenach

 

Mobi-Veranstaltung am Montag 14.05.2012
um 20.00h im UJZ Kornstrasse!

 

Zweite Phase – Der Countdown läuft
Seit dem Mauerfall findet in Eisenach jährlich der Burschentag der Deutschen Burschenschaft (DB) statt. Dazu treffen sich Hunderte Burschenschafter aus Deutschland und Österreich auf der Wartburg. Der historische Bezug, den sie damit herstellen, ist das Wartburgfest 1817, auf dem zwei Jahre nach der Gründung der Urburschenschaft die frühen Burschenschaften zusammenkamen. Sie gaben sich hier nicht nur ein nationalpolitisches Programm, sondern verbrannten auch mit antifranzösischer, antiaufklärerischer und antijüdischer Stoßrichtung Bücher: unter anderem den Code Civil, der die Gleichstellung der Bürger festschrieb und eine Schrift des deutsch-jüdischen Schriftstellers Saul Ascher, die vor den Gefahren eines übersteigerten Deutschtums warnte.

Nazis – Konservative – tolerante Demokraten?

Nachzuweisen, dass die DB voller handfester Nazis ist, ist nicht schwer. Beispiele sind etwa Jürgen W. Gansel, im NPD-Parteivorstand, sowie der sächsische NPD-Landtagsabgeordnete Arne Schimmer (beide Dresdensia Rugia zu Gießen). Die Danubia München versteckte 2001 einen wegen eines rassistischen Übergriffes polizeilich gesuchten Neonazi und lud den bekannten Holocaustleugner und Nazi-Anwalt Horst Mahler ein. Darüber hinaus tauchen regelmäßig Burschenschafter auf NPD-Spendenlisten auf.
Das verwundert nicht, denn 1973 scheiterte der Antrag einer Burschenschaft, der forderte, eine gleichzeitige Mitgliedschaft in DB sowie NPD, Nationaldemokratischem Hochschulbund und anderen neonazistischen Vereinigungen auszuschließen. Die Marburger Burschenschaft Rheinfranken brachte auf den Punkt, dass ein solcher Beschluss „eine ganze Reihe von Bünden in grundsätzliche Schwierigkeiten gebracht“ hätte. Entlarvenderweise beschloss der gleiche Burschentag die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in der DB und „rechtsextremen Gruppen“ – wer die dann noch sein mögen, ist völlig schleierhaft.
Auch die Diskussion um den so genannten „Arierparagraphen“ beim Burschentag 2011 zeigt den völkischen Charakter der DB: Einem Antrag der Alten Breslauer Burschenschaft der Razceks zu Bonn zufolge sollten nur „Deutschstämmige“ als Mitglieder zugelassen werden. Betrachtet man den historischen Bezug verwundert das allerdings auch nicht weiter. Schon ab 1896 wurden keine Juden mehr in Burschenschaften aufgenommen. Ab den 1920er Jahren zählten die Burschenschaften zu den stärksten Unterstützern der NSDAP, die Unstimmigkeiten zwischen dem Nationalsozialistischen deutschen Studentenbund (NSDStB) und den Korporierten, die heute gern als „Widerstand“ verkauft werden, drehten sich lediglich um Führungsansprüche – inhaltliche Differenzen gab es kaum. Und so wurden zahlreiche Burschenschafter Funktionäre im NSDStB.
Die völkische Ideologie der Burschen findet sich nicht nur in Bezug auf die eigenen Reihen, sondern schlägt sich auch im sonstigen politischen Bestreben nieder: Das völkische Deutschlandbild ist eines der zentralen Programmpunkte der DB. So zielt eben auch ihr Wahlspruch „Ehre – Freiheit – Vaterland“ auf eine Nation, deren Basis das „deutsche Volk“ sein soll. Diesem „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ ist es auch zu verdanken, dass seit 1971 die österreichischen Burschenschaften in die DB aufgenommen werden können. Der DB zufolge endet die deutsche Nation nämlich nicht an den Grenzen der BRD.

Anderes Label, gleicher Inhalt?

Trotz alledem sind die Burschen nun einmal auch Konservative und müssen daher ebenso als diese kritisiert werden. Dadurch, dass sie ihren Konservatismus so betonen, können sie sich leicht von „Nazis“ und „jeglichem Extremismus“ abgrenzen. Doch klar ist, diese Abgrenzung ist rein formal, jedoch – dank des fragwürdigen Exremismusbegriffs, der die „Extreme“ an den Rändern verortet – gesellschaftlich akzeptiert. Anhand der Burschen zeigt sich, dass Nationalismus, Neofaschismus und Rassismus aus der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ kommen. Als Burschenschafter, der sich von Extremismus distanziert und auf „Meinungsfreiheit“ beruft, lässt es sich gegen das herbeihalluzinierte Tabu der „political correctness“ wettern („das wird man doch wohl sagen dürfen“), ohne sofort als Nazi gelabelt zu werden. Genau hier wird die Scharnierfunktion der DB offenbar: Denn die sich so seriös gebenden Männer vereinen in ihren Kreisen (Neo-)Nazismus und Konservatismus – sowohl was Inhalte, als auch was Organisationsstrukturen betrifft.
Beispielhaft kann Hans Merkel genannt werden, der als CSU-Mitglied innerhalb seiner Karriere mit zahlreichen bundespolitischen Ämtern betraut war. Er zählt zu den Erstunterzeichnern des neu-rechten „Manifests gegen den Linkstrend“, welches einen Aufruf zur Rückkehr zu „christlich-konservativen“ Positionen darstellt und die „Öffnung nach links“ der CDU kritisiert. Er ist Mitglied der Münchener Burschenschaft Arminia-Rhenania. Am 16. April 2011 hielt er eine Rede anlässlich der Neueinweihung der „Langemarck-Gedenkstätte“ in Eisenach und bezeichnete darin Österreich als einen von „zwei Teilen Deutschlands“ – sein Deutschlandbegriff umfasst das „Bismarckreich und Deutschösterreich“. Auch bei der Münchener Danubia tauchte er schon auf: Hier war er 2002 als Redner zum Stiftungsfest eingeladen.
In Burschenschaften bekommen sie also alle ihren Raum, die Nazis, die neu-rechten und konservativen Kräfte. Die Burschen sind das, als was sie auftreten: Bestandteil der bürgerlichen Demokratie – und müssen in diesem Kontext als Ausdruck der kapitalistischen Verhältnisse, in denen beispielsweise Geschichtsrevisionismus und Rassismus Normalität sind, begriffen und kritisiert werden.

Nur ein kleines Karrierevehikel?

Im Laufe ihrer Entwicklungen führten Studentenverbindungen das sogenannte „Lebensbundprinzip“ ein, gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Altherrenverbände. Es sind nicht zuletzt diese Organisationen, die einerseits durch den Kauf und die Unterhaltung der Häuser die Infrastruktur absichern und andererseits massiv ihrem gesellschaftlichen Formungsanspruch Rechnung tragen, indem sie den Nachwuchs in wichtige gesellschaftliche Bereiche hieven: Diese männlichen Netzwerkstrukturen sind eine praktische Umsetzung der Idee vom politischen Sendungsbewusstsein. So besetzen zahlreiche Verbindungsstudenten Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Kirche. Dabei geht es nicht nur um eine auf Leistung basierende Funktionselite, sondern um eine mit der Vorstellung von Deutschtum gekoppelte Bewusstseinselite.
Es ist also hier nicht „nur“ ein Geklüngel an Seilschaften, sondern ebenso der Versuch, gesellschaftliche Kräfteverhältnisse zu den eigenen Gunsten zu bestimmen und sich in der kapitalistischen Normalität der ständigen Konkurrenz eine Elite-Position zu verschaffen. Als „Gestalter“ und geistige Vorhut wollen sie die Gesellschaft nach ihren autoritären Vorstellungen formen. Die DB und andere Zusammenhänge der sogenannten „Neuen Rechten“ legen Wert auf seriöses Auftreten und einen intellektuelle Anstrich – z.B. durch Publikationen, Zeitungen und Tagungen. So bringt die DB ihre Inhalte in die „Mitte der Gesellschaft“ und trägt dadurch viel zur breiten Akzeptanz revisionistischer, reaktionärer und antifeministischer Positionen bei. Darüber hinaus sind Frauen von vornherein von dieser Praxis ausgeschlossen – sie sollen gar nicht erst in öffentliche Positionen gelangen.

Der Männerbund – und die Anderen …

Gleichberechtigt sind Frauen in den Augen der Burschen also nicht. Sie werden zwar gerne zu Bällen und Stiftungsfesten eingeladen, aber als Akteurinnen des öffentlichen und politischen Lebens nicht ernstgenommen. Dabei sein dürfen sie nur als Freundinnen, so lange sie „schön und still“ sind. So hat das Ganze nicht etwa den Charakter eines „Sportvereins, wo eben in getrennten Teams gespielt wird“ (das führen Burschen gerne an), sondern hält Frauen systematisch von öffentlicher Einflussnahme ab. Als anerkannter Teil der bürgerlichen Gesellschaft ist es ihnen tatsächlich möglich, den Ausschluss von Frauen in vielen Bereichen durchzusetzen. Das Männlichkeitsideal deutet auf eine Gesellschaft hin, die ganz auf das Männliche ausgerichtet ist und ohne Frauen im öffentlichen Leben auskommt.
Für Burschenschafter geht der Ausschluss des Weiblichen aus den eigenen Reihen (und aus dem gesellschaftlichen Leben) aber noch weiter: Sie sehen sich als Männerbund, der in der geschützten und vermeintlich asexuellen Atmosphäre sich ganz der Nation hingeben kann. Um die kraftvolle männliche Vereinigung, den „Motor der Gesellschaft“, nicht zu gefährden, müssen die eigenen „weiblichen“ Anteile unterdrückt, die Geschlechterkonturen aufrecht erhalten und Homosexualität ausgeschlossen werden: deshalb der Ausschluss von Schwulen. Homophob und sexistisch ist der burschenschaftliche Männerbund durch und durch. Mit dem Bezug auf Natur soll die Heteronormativität zementiert werden, jegliche emanzipatorische Ansätze werden als gefährlich für die gesellschaftliche Ordnung dargestellt – dieser „Fehlentwicklung“ wollen die Burschen entgegenwirken. So verteufeln Burschenschafter regelmäßig Homosexualität, „Gender Mainstreaming“ und die „Erosion der Geschlechterrollen“ – alles, was ihren übersteigerten Männlichkeitswahn bedrohen könnte.

Lange Rede kurzer Sinn

Burschenschafter sind nicht nur eklig, sondern auch gefährlich. Deshalb: auf nach Eisenach – den Burschentag zum Desaster machen!

Gegen männerbündische Strukturen und Homophobie!
Für den Feminismus und für ein selbstbestimmtes Leben!
Für eine Gesellschaft jenseits von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus!

mehr Infos: http://gegenburschentage.blogsport.de/

Dieser Text entstand als Reaktion auf den sexistischen Flyer der RASH und ihren Umgang mit der Kritik daran. Eine Beschreibung der Ereignisse gab es bereits in der TABULA RASA #78, sie braucht an dieser Stelle nicht wiederholt zu werden. Wir wollen stattdessen darauf eingehen, warum Sexismus und Antifaschismus in der linken Szene unvereinbar sind.

Wenn wir im Folgenden von Antifa bzw. Antifaschismus sprechen, beziehen wir uns auf linken Antifaschismus, der von Aktivist*innen praktiziert wird, die die herrschenden Verhältnisse grundlegend kritisieren und infragestellen [1]. Zweifellos ist Sexismus ein solches, wenn auch gern ausgeblendetes.

Als Autonome und Linksradikale fordern wir nicht weniger als die (Selbst-)Befreiung des Individuums und die Verwirklichung einer freien Gesellschaft, – in der (für uns) selbstredend nicht nur heterosexuelle Cis-Männer [2] die größtmögliche Freiheit erlangen sollen, sondern die Vielfalt menschlicher Ausdrucksformen allen Menschen ohne Angst vor dem Verschieden-Sein zur Verfügung steht. Antisexismus ist deswegen notwendiger Bestandteil jeder politischen Beschäftigung mit emanzipatorischem Anspruch. Es wäre zynisch, insbesondere innerhalb der linken Szene, auf zu begrüßende Veränderungen verzichten zu wollen! Was wir verändern können, wollen wir jetzt verändern und nicht in eine ferne Zukunft aufschieben!

Antifa richtet sich, trotz dieser gängigen Bezeichnung, nicht ausschließlich gegen faschistische Tendenzen, sondern sinnvollerweise auch gegen angrenzende und sich überschneidende Phänomene, wie Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus sowie damit verwobene Herrschaftsverhältnisse.

Faschismus und Sexismus verbinden sich beispielsweise, wo sich beide auf Biologismen berufen, naturalisierende Zuschreibungen auf Menschen betreiben und wo sie Menschen in Gruppen mit unterschiedlichen Zugängen zu Macht einteilen. Faschismen und ähnliche Herrschaftsformen wurden immer stabilisiert durch Sexismus als Gewaltverhältnis, in dem alle Individuen im Konstrukt „Volksgemeinschaft“ aufgehen sollten – Frauen in der privaten Sphäre und in der Familie, Männer in der Öffentlichkeit, in der kulturellen und politischen Sphäre.

Unsere heutige Antifa-Arbeit wäre ohne die Beiträge von Frauen*[3] nicht denkbar. Und auch die Geschichte hat bedeutende Antifaschistinnen hervorgebracht. Dies wollen wir als Wertschätzung der Arbeit, die Frauen* leisten, verstanden wissen. Wer Frauen* aus der Antifa-Arbeit ausschließt, sei es „aktiv“, indem ihnen mangelnde körperliche Durchsetzungsfähigkeit unterstellt wird, sei es „passiv“ durch Ignorieren ihrer Beiträge und insbesondere dominantes männliches Redeverhalten, oder Frauen* nur als Deko auf Soli-Partys bzw. in Service-Tätigkeiten wie An-der-Theke-Stehen oder Aufräumen sehen will, wer Frauen* durch sexistische Sprüche, sexistische Werbung und vermeintliche Späße oder die Tolerierung all dessen abschreckt, ist weder Linke*r noch Antifaschist*in im emanzipatorischen Sinne. In diesem Kontext wirken auch gewaltaffine Männlichkeitsdarstellungen auf Demonstrationen auf viele Frauen* abschreckend. Exemplarisch dafür steht der Wandel des Schwarzen Blocks von einer begründeten, gegen polizeiliche Repression sinnvollen Aktionsform hin zu einer, wenn auch nicht immer, doch oft bloßen Visualisierung vermeintlicher „Militanz“ durch schlagkräftig wirkende, sportliche, junge Männer, die leicht den Eindruck erwecken, da könne man als Frau* nicht mithalten [4]. Wir wollen an dieser Stelle auf keinen Fall den notwendigen antifaschistischen Selbstschutz infragestellen und auch politisches konfrontatives Verhalten von unserer Seite nicht delegitimieren. Aber wenn es anfängt, wie die Suche nach gewöhnlichen Schlägereien von gewöhnlichen sexistischen Männern auszusehen, klingeln die Alarmglocken bei uns

Anders als die RASH Hannover es darstellen, ist Sexismus keine „Meinung“, sondern alltägliche, bittere Realität. Auch in unseren Reihen finden sich Frauen*, die auf vielfältige Weise von sexistischer und sexualisierter Gewalt betroffen sind und/oder waren, und Trans*leute, denen nicht nur die Gesellschaft im Allgemeinen sondern auch die Szene im Speziellen das Leben schwer macht und – guess what – Männer, die unter den herrschenden Geschlechterverhältnissen und Rollenerwartungen leiden. Als Genoss*innen, Freund*innen und oft auch als zufällige Zeug*innen von Übergriffen in der Öffentlichkeit verhalten wir uns dazu politisch, solidarisch mit den Betroffenen. Solidarität ist ein wichtiger Faktor in unserer politischen Arbeit. Für uns bedeutet Solidarität nicht nur, eine Soli-Party nach dem Naziaufmarsch zu veranstalten, damit die Antirepressionskasse stimmt, sondern auch, füreinander da zu sein, wenn wir an den herrschenden Verhältnissen zu verzweifeln drohen. Und definitiv gilt unsere Solidarität auch Frauen*, die sexistische Erfahrungen machen und bewältigen müssen.

Fragen nach dem Umgang mit sexistischem Verhalten in der linken Szene stellen sich in der Realität sehr häufig. Dort wo diese Fragen nicht thematisiert werden, heißt das nicht, dass Sexismen nicht vorkommen würden, sondern es weist eher auf Ungleichgewichte in der Priorisierung politischer Betätigungsfelder hin.

Wenn man von Genoss*innen auf kritikwürdiges Verhalten aufmerksam gemacht und zur Auseinandersetzung aufgefordert wird, ist Schweigen keine Option. Auf die Auseinandersetzung nicht einzugehen bedeutet eine Geringschätzung der Kritiker*innen. Wenn wir es den RASH nicht wert sind, sich mit uns zu streiten, dann verzichten wir bereitwillig auf die Zusammenarbeit mit den RASH. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen, Privilegien und verinnerlichten

Verhaltensweisen ist ein schmerzhafter, aber notwendiger Prozess. Es gibt viele Angebote, die dabei unterstützen, Literatur, Workshops, Seminare und auch Freund*innen und Genoss*innen können eine wichtige Hilfe sein. Aber: Es ist nicht die Aufgabe von Frauen*, Männern* zu erklären, was an ihrem Verhalten sexistisch ist oder nicht.

Ansonsten halten wir es mit den Genoss*innen aus Wien: „Lieber mal die Szene spalten, als Idioten auszuhalten!“ [5]

762-antifa

[1] Was nicht heißen soll, dass Antifaschismus per se „revolutionär“ sei. Vgl. z.B.: Phase 2.01, Sommer 2001 u. Phase 2.02, Herbst 2001 (online: http://phase2.nadir.org/rechts.php?seite=3)

[2] Als Cis-Gender wird die Übereinstimmung von körperlichem Geschlecht und Geschlechtsidentität bezeichnet, um deutlich zu machen, dass diese Übereinstimmung keineswegs selbstverständlich ist.

[3] Die Bezeichnungen Frau* und Mann* meinen jeweils Menschen, die unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht als „Männer“ bzw. „Frauen“ wahrgenommen werden.

[4] Lesetipp: AG Milli tanzt!: „Männer – Macker – Militanz. Notwendige Fragestellungen für eine emanzipatorische Praxis“. In: Malmoe 52, Wien 2011 (online: http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/2149)

[5] http://aua.blogsport.de

Erstveröffentlicht in Tabula Rasa #80

21. Januar 2012 // 14 Uhr // Bahnhofsvorplatz Bückeburg

Betrachtet man rückblickend das Jahr 2011 erscheint das Thema rechte Gewalt allgegenwärtig gewesen zu sein: Rassistische Morde in Norwegen, das Bekanntwerden der rechten Terrorzelle „NSU“, Ausschreitungen und Straftaten am Rande von unzähligen Naziaufmärschen in der gesamten Bundesrepublik. Auch in Bückeburg begann das vorherige Jahr unter bösen Vorzeichen. Haargenau ab dem Zeitpunkt der Jahreswende stieg das Ausmaß neonazistischer Aktivitäten in der Stadt mit einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit an.

Die Gewalttaten der expandierenden rechten Szene rund um die „Autonomen Nationalisten Bückeburg“ zogen sich daraufhin wie ein roter Faden durch das gesamte zurückliegende Jahr. Von Drohungen, über Angriffe auf offener Straße bis zu Anschlägen auf Wohnhäuser – die Bückeburger Neonazis ließen in ihrem so genannten „Kampf um die Straßen“ keine Chance ungenutzt.

Die sich hieraus ergebende, bedrohliche Situation wurde lange als bloße Gewalt unter rivalisierenden Jugendlichen verharmlost. Nicht zuletzt Dank der kontinuierlichen Thematisierung dieser Situation durch aktive Antifaschist_innen hat sich dies heute geändert und der rechten Szene wird als ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem entgegengetreten.

In der letzten Jahreshälfte bewiesen Vorträge über rechten Lifestyle und Musik, Präventionsveranstaltungen für Jugendliche und kulturelle Veranstaltungen wie „music for tolerance“, dass sich die Bückeburger_innen aktiv gegen Neonazismus zur Wehr setzen.

Doch verschwunden sind die Neonazis noch längst nicht. Ihre Propaganda bestimmt nach wie vor das Stadtbild und auch unter Jugendlichen erhalten sie noch immer regen Zulauf. Bedrohungen gegen alternative Jugendliche sind Teil ihrer Tagesordnung und auch an den Schulen haben sie nicht aufgehört aktiv zu sein. Nicht zuletzt ihre Versuche als Klassen- und Schüler_innen_sprecher_innen Einfluss zu nehmen ist besorgniserregend.

Dass erfolgreiche antifaschistisches Arbeit ein Prozess ist, der Zeit braucht, war uns bereits zu Beginn des so unselig gestarteten letzten Jahres klar, als wir das Bündnis „Copy & Paste“ ins Leben riefen – einmal gewachsene rechte Strukturen verschwinden nicht von heute auf morgen. Dass es in den vergangenen Wochen jedoch ruhiger um die Bückeburger Neonazis geworden ist, werten allerdings als ersten Erfolg unserer Bemühungen und dem deutlichen Zeichen, das Bückeburg gegen Rechts gesetzt hat.

Mit einem deutlichen Zeichen wird Bückeburg daher auch in das neue Jahr starten. Gemeinsam werden wir den Nazis auch im neuen Jahr kein Gefühl von falscher Ruhe gönnen, sondern weiterhin kontinuierlich und öffentlich gegen rechte Strukturen in und um Bückeburg vorgehen!

Als Auftakt zu einem erfolgreichen neuen Jahr laden wir daher alle ein, sich an unserer Neujahrsdemonstration unter dem Motto „Same Shit, Different Year – Kein Rückzugsraum für Nazis!“ zu beteiligen.

Kampagne Copy & Paste – Gegen Nazistrukturen in und um Bückeburg

Die Feuerzangenbowle – ein reiner Unterhaltungsfilm?

Jedes Jahr, kurz vor Weihnachten, wird landauf landab der Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann gezeigt. Die Geschichte handelt vom Schriftsteller Johannes Pfeiffer, der sich als Schüler verkleidet, aufs Gymnasium geht und den dortigen Lehrern eine Reihe von Streichen spielt. Sie basiert auf einem Roman, den Hans Reimann und Heinrich Spoerl 1933 veröffentlichten und wurde u.a. 1944 mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt – ein „zeitloser Klassiker“, so wird der Film beworben.

Was viele nicht wissen: der Film enstand im Frühjahr 1943 auf dem Ufa Gelände in Babelsberg bei Berlin. Zu diesem Zeitpunkt tobte bereits der von Goebbels im Februar 43 ausgerufene „totale Krieg“ – so sehr, dass die Aufnahmen wegen der Luftangriffe in schalldichten Studios stattfinden mussten. Regisseur des Films war Carl Froelich, Präsident der Reichsfilmkammer und NSDAP Mitglied. Auch Heinz Rühmann diente sich den NationalsozialistInnen an, ließ sich 1938 von seiner jüdischen Frau scheiden und wurde in einer Zeit, als viele KünstlerInnen das Land verließen oder in Konzentrationslager gebracht wurden, zum Star.

 

 

 

 

 

 

 

Die Feuerzangenbowle“ ist ein Unterhaltungsfilm. Trotzdem hatte er als solcher insbesondere zu seiner Entstehungszeit eine klare Funktion: Unterhaltungsfilme dienten dazu, Propanganda auf eine Art und Weise zu transpostieren, die vordergründig unpolitisch ist. Goebbels erklärte bereits 1937 vor der Reichsfilmkammer:

In dem Augenblick, da eine Propaganda bewusst wird, ist sie unwirksam. Mit dem Augenblick aber, in dem sie als Propaganda, als Tendenz, als Haltung im Hintergrund bleibt und nur durch Haltung, durch Ablauf, durch Vorgänge, durch Kontrastierung von Menschen in Erscheinung tritt, wird sie in jeder Hinsicht wirksam.

Pfeiffer lehnt sich gegen bürgerliche Ideale auf, am Schluss nimmt er diese jedoch an und empfindet sie als befriedigend. Widerstand gegen das Bestehende wird als Privileg der Jugend dargestellt, was es mit dem Erwachsenwerden abzulegen gelte. Diese Haltung war den NationalsozialistInnen in Zeiten des Krieges sicherlich mehr als dienlich. Auch wenn ein Produkt, wie dieser Film, immer in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt werden muss, transportiert „Die Feuerzangenbowle“ diese Botschaft bis heute. Die Auflehnung gegen Hierarchien, in diesem Falle als Streiche gegen Lehrer dargestellt, wird am Schluss verneint und das Einfügen in die Gesellschaft zum Erstrebenswerten. Eine Botschaft die jeder Person aufstoßen sollte, die sich mit dem was passiert nicht zufrieden geben möchte.

Die Reflexion aktueller Ereignisse soll nicht stattfinden. Pfeiffer erklärt am Schluss des Films: „Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir in uns tragen, Träume, die wir spinnen und Sehnsüchte, die uns treiben.“ Eine Aussage, die vor dem Hintergrund von Krieg und Diktatur besonders erschreckend ist, da sie nicht nur das individuell verständliche Fliehen vor der Realität, sondern deren filmisch inszenierte Verleugnung in sich trägt.

Darüber hinaus wird Beständigkeit über den historischen Zusammenhang hinaus propagiert – der Film spricht von einer „guten alten Zeit“ lässt jedoch offen, wann sie stattgefunden habe und reproduziert auf diese Weise ein Bild von naturhaften Zuständen, die unabhängig vom geschichtlichen und sozialen Zusammenhang bestehen würden. Gesellschaftlicher Wandel existiert nur im Sinne der Vorstellung einer „neuen Zeit“ (Zitat des Oberlehrers Dr. Brett). Ebenso wie die eben genannte Zuschreibung einer „Natürlichkeit“ gesellschaftlicher Zustände, wird damit NS Propaganda betrieben. Der Begriff der „neuen Zeit“ war Anfang der 1940er Jahre als Teil dieser bekannt.

Einer von Goebbels letzten Wünschen war es, dass die Filmproduktionen des Nationalsozialismus diesen überdauern und die Wahrnehmung des Dritten Reiches prägen würden. Solange ein Film wie „Die Feuerzangenbowle“ nicht als Produkt des Faschismus ernst genommen wird, werden die Werte, die dort verbreitet werden nicht verschwinden. Deshalb sollte der Film nicht gezeigt werden, ohne, dass über seinen Kontext und die Zielsetzung diskutiert und informiert wird.

Kundgebung gegen das Treffen der Deutschen Burschenschaft

Am 15. und 16. Oktober treffen sich Vertreter der Deutschen Burschenschaft (DB) zu einer internen Verbandstagung in Hannover. Darunter als Ausrichter die 3 hannoverschen Korporationen Ghibellinia, Arminia und Germania. Dass dieser Verband aus völkischen und sexistischen Idioten besteht, zeigt schon ihr Leitspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Am 15. Oktober haben wir die bundesweiten Vertreter dieser Bande in Hannover versammelt. Das gibt uns erst Recht die Möglichkeit, ihnen zu zeigen, was wir von ihnen halten.

Ablehnungswürdig sind Burschenschaften aus einer Vielzahl von Gründen. Spätestens seit Beginn des deutschen Kaiserreichs 1871 vollzogen sie den ideologischen Schulterschluss mit den gesellschaftlichen Eliten. Von da an unterstützen sie das Streben des Deutschen Reichs nach einer Erweiterung seines Machtbereichs, zählten zur monarchistischen Opposition in der Weimarer Republik und solidarisierten sich u.a. mit dem Kapp-Putsch 1920, bzw. dem Hitlerputsch 1923. Vereinfacht erklärt sich so die Position der in den Lebensbund getretenen Verbindungsstudenten als Vorreiter einer rassistischen und hierarchischen gesellschaftlichen Elite.
Das Lebensbundprinzip, die damit verbundene Förderung durch ältere materiell abgesicherte Verbindungsmitglieder und der Zugriff auf ein durch Seilschaften geprägtes Karrierenetzwerk ist hierbei nicht Selbstzweck oder Akt der Wohlfahrt, sondern dient vielmehr der Reproduktion ihrer Eliten in der Gesellschaft. So verankern sie ihre politische Ideologie im gesellschaftlichen Diskurs und sichern sich einen Vorsprung im Hauen und Stechen um die besten Plätze in der kapitalistischen Gesellschaft.
Welcher Personenkreis zur zukünftigen Elite gehört, ist deutlich abgegrenzt. Burschenschaften zeichnen sich durch ein besonders sexistisches Geschlechterbild aus: Männer haben klassische Rollenstereotypen wie Stärke, Ehre und Mut zu erfüllen, Frauen sind für die meisten Burschen allenfalls schmückendes, aber bitte stummes Beiwerk. Auch Homosexuelle und als „Nicht“-Deutsche identifizierte, werden in der Regel von den „Freuden“ der zukünftigen Elite ausgeschlossen.
Als nichtdeutsch gelten in diesem Weltbild alle, in deren Adern kein „deutsches Blut“ fließt. Diese Berufung auf das Blutrecht zeigt den deutlich rassistischen aber auch offen revanchistischen Charakter der Burschen, die auch sonst gerne von einem „wiedervereinten“ Großdeutschland träumen.
In Burschenschaften herrscht ein stark hierarchisches Prinzip: Verbindungsmitglieder müssen sich ihren Platz in der Korporation erarbeiten, und sich bis dahin vollständig unterordnen und erniedrigen lassen. Dieses Untertanenprinzip, nach dem Motto „nach oben buckeln und nach unten treten“ bereitet auf die Einordnung in die herrschende, durch Ausbeutung geprägte, Gesellschaft vor und hilft, sich in der kapitalistischen Hackordnung durchzusetzen. Diese wird, ebenso wie vom Rest der Gesellschaft, als Freiheit begriffen.

Zusammengefasst: Verbindungen sind Träger obrigkeitsstaatlichen Denkens, das an Vorstellungen strenger Hierarchie, Befehl und Gehorsam, Unterordnung, Pflichterfüllung und Mannesehre gekoppelt ist, also an mindestens konservative Ideologie. Die DB umfasst dabei besonders radikale Nationalisten.
Darüber hinaus ist und war das Ziel der Korporationen gleich: Es geht darum, herrschende, bzw. einflussreiche Kreise in dieser Gesellschaft mit den eigenen Leuten zu besetzen. Dem gesellschaftlichen Zwang sich nach oben zu kämpfen und der eigenen Konkurrenz im Zweifelsfall die Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum abzuerkennen, stimmen auch die gewöhnlichen Staatsbürgerinnen zu. Die Burschis treiben dieses Prinzip aber mit ihrer ekelhaften Ideologie auf die Spitze. Zeigen wir ihnen, was wir von Ehre, Freiheit und Vaterland halten!

 

Kundgebung gegen das Treffen der Deutschen Burschenschaften

15.‎ ‏Oktober‭ | ‬Rühlmannstrasse‭ ‬1‭ | ‬19‭ ‬Uhr


Wir dokumentieren einen Aufruf von „copyandpaste – Kampagne gegen Nazistrukturen in und um Bückeburg“:

Same Shit – Different Month


    Kundgebung gegen anhaltende Nazigewalt am Samstag, den 16. Juli 2011 um 14 Uhr auf dem Marktplatz in Bückeburg.

Nichts hat sich geändert – Scheiss Nazis!

Fast ein halbes Jahr ist es nun her, dass Neonazis in Bückeburg durch eine Serie der Gewalt für Schlagzeilen sorgten. Die Situation hat sich inzwischen jedoch nur scheinbar beruhigt. In den letzten Wochen fanden wiederholt Anschläge seitens der „Autonomen Nationalisten Bückeburg“ auf Wohnhäuser statt – das Naziproblem ist keineswegs verschwunden.

Wir Antifaschist_innen demonstrieren heute nocheinmal hier um erneut auf die Umtriebe hiesiger Neonazis aufmerksam zu machen. In koordinierten Angriffen zerschossen Mitglieder der hiesigen rechten Szene mit Zwillengeschossen die Fensterscheiben mehrerer Wohnungen in Bückeburg und Umgebung. Im Fadenkreuz stehen dabei nach wie vor migrantische und antifaschistische Jugendliche.
Graffitisprühereien der „Autonomen Nationalisten Bückeburg“ und nationalsozialistische Parolen finden sich mittlerweile auch in Obernkirchen und Stadthagen sowie in etlichen Dörfern.
Im Internet werben sie für rechte Aufmärsche im gesamten norddeutschen Raum, sie hetzen gegen Migrant_innen, Demokrat_innen, Jüdinnen und Juden. Mit selbstgedrehten Videos versuchen sie, andere Jugendliche zu rekrutieren.
Aber auch über die Grenzen des Landkreises hinweg sind die Bückeburger Neonazis aktiv. In Wunstorf und Hannover waren sie maßgeblich an der Organisation neonazistischer Demonstrationen und Aktionen beteiligt.
Im 1. Mai demonstrierten sie mit 900 weiteren Neonazis in Halle „gegen Ausländer“.
Dabei kam es zu massiven Angriffen auf Journalist_innen und Gegendemonstrant_innen.

In nichtmal einem Monat, am 6. August 2011, wollen Nazis in Bad Nenndorf ihren alljährlichen „Trauermarsch“ durchführen. Wie in den vorherigen Jahren werden Rechte aus ganz Deutschland sowie dem benachbarten Ausland erwartet. Auch die „Autonomen Nationalisten Bückeburg“ haben in Bückeburg massiv für den Naziaufmarsch in der Kurstadt geworben. Zusammen mit ihren Gesinnungsgenoss_innen planen sie am kommenden Wochenende den ehemaligen Insass_innen des Militärgefängnisses „Wincklerbad“ ein Heldengedenken zu inszenieren. Damit ehren sie bewusst NS-Verbrecher wie den Waffen-SS General Oswald Pohl, welcher Himmler unterstellt für die Koordination der „Judenverfolgung“ zuständig war.
Positive Bezüge auf die nationalsozialistische Gewaltherrschaft sind in der rechten Szene eine Selbstverständlichkeit. Auch die Bückeburger Neonazis fordern einen „Nationalen Sozialismus“ und verfolgen damit dieselben Ziele wie ihre historischen Vorbilder.
Gewalt ist daher sowohl Mittel als auch Zweck neonazistischer Bestrebungen. Neonazis gilt es sich daher in den Weg zu stellen, wo immer sie auftauchen. Wir lassen weder zu, dass sie ihre verdrehte Weltanschauung in Bückeburg unwidersprochen verbreiten noch Überfälle auf ihre Feindbilder durchführen können.

Kein Fußbreit den Faschist_innen! Für einen offensiven Antifaschismus!

Kampagne Copy & Paste – Gegen Nazistrukturen in und um Bückeburg; Juli 2011

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